Dreienberg/Dreienburg - Kernzone im Unesco Biosphärenreservat Rhön

  Dreienberg  - Geologie  - Unterschutzstellung  - Zonierung   - Lage    - Klima 

Dreienberg

Der 525 m hohe dreigipfelige Dreienberg, südlich der Ortschaft Friedewald gelegen, ist durch einen Panorama-Rundwanderweg erschlossen. Dieser Weg führt nicht nur durch die unter Naturschutz stehende seltene Flora des Dreienberges mit seinen kalkliebenden Pflanzen wie Silberdisteln, Enzian oder den zahlreichen Orchideenarten, sondern gibt auch den Blick frei auf die Rhön und den Thüringer Wald.

Auf diesem Weg gelangt man auch zu der auf dem südöstlichen Bergrücken zwischen Lautenhausen und Hiliartshausen gelegenen Ruine der "Drygenburg", im Volksmund auch "Alter Keller" genannt. Bei der Ruine handelt es sich vermutlich um Überreste eines Bergfrieds, der vor dem Bau der Wasserburg zur Kontrolle der Region genutzt wurde.

Geologie

Der Dreienberg, der auf einem großen Sandsteinplateau sitzt, bildet mit dem Landeckerberg die Wasserscheide zwischen den Flüssen Werra und Fulda. In dieses Plateau sind eine Anzahl von Bachtälern zum Teil tief eingeschnitten. All diese Täler und Schluchten sind durch Erosion entstanden. Die weiten Hochflächen, z.B. zwischen dem Hof Weisenborn, Motzfeld und Schenklengsfeld und die umliegenden Dörfer werden von Mittlerem Sandstein getragen, der beim Hof Weisenborn im größeren Umfang abgebaut wird. Von Grabenbildungen, größeren Basaltdurchbrüchen und Verwerfungen ist der Dreienberg verschont geblieben. Er ist Rest-Bestandteil einer früheren Muschelkalkhochfläche und hat die Form eines Tafelberges mit einer fast ebenen Hochfläche. Die Hänge fallen nach allen Seiten steil ab. Ausläufer und Mulden gliedern diese auf.
Der Berg ist mit 524 m die höchste Erhebung im Ostteil des Kreises Hersfeld-Rotenburg. Die Muschelkalkschichten, es können Unterer- und Oberer Wellenkalk unterschieden werden, sind in der Tliaszeit, vor ca. 150 Millionen Jahren durch Ablagerungen eines flachen Meeres entstanden. Die Kalkschicht hat eine Mächtigkeit von ca. 70 m, wobei der Hauptteil des Oberen Wellenkalkes fehlt. Unterlagert wird der Muschelkalk vom Oberen Buntsandstein (Röt). Dieser Sandstein ist wasserführend. Im tiefen Untergrund lagert eine ca. 300 m dicke Schicht aus Stein- und Kalisalzen.

Bild: Dieser Steinbruch gibt Einblick in 150 Millionen Jahre Erdgeschichte

Der Wellenkalk ist größtenteils mit Wald bestockt und beginnt etwa an dem alten Waldrand. Er ist bedeckt mit einer sehr mageren, flachgründigen Erde, welche im wesentlichen aus zahlreichen Kalkbrocken und einem dunkelbraunen Lehm besteht.
Am Fuße von steilen Abhängen und in den Mulden, wo diese Erde sich höher anhäuft, ist sie indessen recht fruchtbar. Durch das in den Boden einsickernde Niederschlagswasser wurden Teile des Kalksteins gelöst. Es entstanden allmählich Hohlräume. Beim Einsturz dieser Hohlräume bildeten sich auf dem Plateau trichter- oder schachtartige Vertiefungen. An der Nordseite der Friedewalder Kuppe hat in der Tertiärzeit glutflüssige Lava den Kalkstein durchbrochen. Dieser Feldspatbasalt von ca 50 - 60 m Mächtigkeit ist zum Teil abgebaut worden. Vereinzelte Bruchstücke von Basalt sind auf den Feldern der Umgebung feststellbar.

Im Diluvium, Eiszeitalter, sind besonders an der südlichen und östlichen Seite Muschelkalkschollen in großen Blöcken abgerutscht, die erst am Fuße des Berges zur Ruhe gekommen sind. Nur um wenige Meter abgerutscht ist der Bergteil im Bereich der Dreienburg an der Südostspitze. An dieser Stelle ist eine tief klaffende Spalte sichtbar. Zwei Schollen driften hier in entgegengesetzter Richtung auseinander

An mehreren Stellen ist der Kalkstein gebrochen worden. Diese Steinbrüche geben durch Reste und Spuren fossiler Meerestiere einen Einblick in die Erdgeschichte. 

Unterschutzstellung

Heute werden noch zwei Enzianarten festgestellt


Bild: Deutscher Enzian














Bild: Franzen-Enzian


Die botanische Literatur nennt noch eine Reihe von Pflanzen, wie Osterluzei, Küchenschelle, Feldmannstreu, Pyramidengünsel, Edelgamander, Bergdistel, kleines Knabenkraut, Dolden-Milchstern, Mondraute und Frauenschuh, die heute nicht mehr zu finden oder aber verschollen sind. An der Süd- und Westseite sind an den Unterhängen in den 50er und 60er Jahren größere Aufforstungen mit Nadel-hölzern vorgenommen worden. Das Areal vieler sonnenhungriger Pflanzen- und Tierarten, wie Silberdistel, Händelwurz, Fliegen- und Bienenragwurz, Thymian, Enziane und Ackerwildkrautarten, ist stark eingeschränkt worden.

Die "Kleine Wiese" auf dem Plateau wurde mit Omorikafichten aufgeforstet und die angrenzende "Große Wiese" überdüngt, so dass das seltene Purpurrote Knabenkraut gänzlich verschwand und Schlüsselblumen, Mannsknabenkraut, Waldanemone und Laucharten auf die Randbereiche zurückgedrängt wurden. Auf der "Friedewalder Kuppe", an deren Flanke, und auf der Südseite wurde der Berg durch Kalkabbau angekratzt und damit das größte Vorkommen der Fliegenragwurz in Nordhessen zerstört. (Grünewald 1970). Mit dem Bau eines Hotels über der Ortschaft Friedewald begann man vor ca. 30 Jahren (heute Bauruine). In den Basaltsteinbruch wurde ein Schießstand mit Schützenhaus angelegt und
an der Ostseite des Berges zwei Wochenendhäuser errichtet. Alles wird überragt von einem Sendemast.
Die Tatsache, dass trotz Ausweisung des Dreienberges als Landschaftsschutzgebiet im Jahre 1970, keinerlei Biotopverbesserungs- und Artenschutzmaßnahmen oder gar Einschränkungen in der Bewirtschaftungsweise des Waldes und Grünlandes eingeleitet oder durchgeführt wurden, hat die örtliche Naturschutzgruppe dazu veranlasst, im Jahre 1979 einen Antrag auf Ausweisung als Naturschutzgebiet zu stellen. Bis es dann 1986 soweit war, mussten noch viele Vorurteile abgebaut und Überzeugungsarbeit geleistet werden.

Mehrere Gutachten weisen nach, dass auf dieser relativ kleinen Fläche von ca. 340 ha über 600 Gefäßpflanzen, darunter über 80 der Roten-Liste sowie 20 verschiedene Orchideen zu finden sind. Das sind etwa die Hälfte der hessischen, und 113 der in der Bundesrepublik vorkommenden Pflanzenarten. Ähnlich verhält es sich bei den Tagfaltern. Sie sind mit über 50 Spezies vertreten. Auch die Vogelwelt ist mit über 70 Arten anzutreffen. Die reichen Insektenvorkommen sind noch nicht erforscht. Ausschlaggebend für die UnterschutzsteIlung ist auch das Vorhandensein zahlreicher Pflanzengesellschaften in ihrer natürlichen Artenzusammenstellung auf diesem kleinen Raum. Nach der Ausweisung der Rhön als Biosphärenreservat wurde aufgrund der reichhaltigen Naturaustattung auch der nördliche Teil, die "Kuppige Rhön", in das Reservat mit einbezogen. Bedingt durch seine besondere Lage, seinen geologischen Aufbau und seine repräsentativen BuchenwaIdgesellschaften, wurde der Dreienberg Kernzone. 

Zonierung

Die unterschiedliche Aufgabe des Biosphärenreservates erfordert eine räumliche Zonierung des Gesamtgebietes. Abgestuft nach dem Einfluss menschlicher Tätigkeit gliedert sich ein Biosphärenreservat in drei Zonen:
• Die Kernzone, in der sich die Natur vom Menschen unbeeinflusst entwickeln kann. Sie muss groß genug sein, um die Dynamik ökosystemarer Prozesse zu ermöglichen. Beim Dreienberg sind dies ca. 260 ha überwiegend naturnaher Laubwald.
• Die Pflegezone dient der Erhaltung, dem Schutz und der Pflege von Ökosystemen, die durch menschliche Nutzung entstanden sind. In diesem Fall sind dies die Unterhänge des Dreienberges.
• Die Entwicklungszone schließt als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum der Bevölkerung Siedlungsbereiche mit ein. Eine nachhaltige Landnutzung soll erfolgen. Es sind dies die Gemarkungen rund um den Berg.
Nach der Verordnung vom 1. Dezember 1986, § 2
Zweck der UnterschutzsteIlung ist es, den Dreienberg als großen, naturnahen und artenreichen Laubmischwaldkomplex auf Dauer zu sichern und zu erhalten. Verschiedene Grundgesteine, insbesondere die Muschelkalk-Formation, sowie mehrere Quellen und Quellsümpfe bewirken eine Standortvielfalt auch für seltene Pflanzengesellschaften. Hervorragende landschaftliche Schönheit zeichnet das Gebiet aus.
Anmerkung:
Es war zu dieser Zeit politisch nicht durchsetzbar, dass der gesamte Waldkomplex aus der Bewirtschaftung herausgenommen wurde. Lediglich bei etwa der Hälfte des Landesforstes gelang dieses. Erst mit der Ausweisung als Kernzone im Biosphärenreservat Rhön wird es möglich, den gesamten fiskalischen Waldanteil dauerhaft vor den Eingriffen des Menschen zu schützen.

Räumliche Lage

Das ca. 340 ha große Naturschutzgebiet liegt im Herzen der Gemeinde Friedewald, zwischen den Ortsteilen Friedewald (mit Burg, Schloß u. Museum), Motzfeld (mit Motzbachtal), Hillartshausen (mit schönen Bauerngärten) und Lautenhausen (mit altem Fachwerk). Naturräumlich betrachtet, stellt es den nördlichsten Ausläufer der Vorder- und Kuppenrhön dar. Hinter dem Dreienberg endet also das Rhöngebirge.

Klimatische Situation

Der Dreienberg liegt in der gemäßigten Klimazone, im schwach subatlantischen Übergangsbereich mit subkontinentalem Einschlag. Die jährlichen Niederschläge liegen zwischen 724 und 770 mm. Die mittlere Lufttemperatur beträgt im Jahresdurchschnitt r C, im Juli 16° C, im Januar -1 ° C. In der Vegetationsperiode von Mai bis Juni beträgt die durchschnittliche Temperatur 13° C.

 



Quellennachweis: 
Naturschutzbund Deutschland: Der Dreienberg bei Friedewald, Broschüre

Erwerb im Museumsshop möglich.

 

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